Tag 11: International Business - oder: Dunkle Nächte, blaue Lichter

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Heute ist der 2te Tag mit Vorlesung. International Business war der Titel. Die Veranstaltung begann mittags um 12 Uhr, also dann wenn vernünftige Leute erste Hungergefühle bekommen und sich eigentlich Mittagessen einfahren wollen. Unglücklicher Weise sollte diese Vorlesung auch noch 2 Stunden dauern.

Mit deutscher Gründlichkeit und minutengenauer Planung sind wir natürlich schon 15 Minuten vor der Zeit eingelaufen und haben uns ein paar Plätze gesichert. Gegen 12 kam dann auch der Professor hinzu und stellte fest, dass hier mehr Studenten wären als eigentlich vorgesehen. Nach ein paar Einführungsworten organisatorischer Art stellte sich dann heraus, das 2 Studentinnen den falschen Raum erwischt hatten. Ware aber immer noch zu viele Studenten im Raum. Also ist der Professor auf die Idee gekommen, den Kurs außerplanmäßig zu splitten. Dazu hat er alle Studenten, die nur einen Stehplatz hatten und alle Studenten der beiden letzten Reihen einfach hinausgeworfen und in einer halben Stunde wieder einbestellt.

In der halben Stunde hat er sich dann in aller schnelle und handschriftlich auf dem Overheadprojektor ausgelassen und einen kleinen Vorgeschmack der zukünftigen Vorlesungen hinterlassen. Achja, bitte nicht vergessen, dieses Buch hier zu kaufen. Für mich das 3te, wieder mal rund 50 Pfund. Wenn das mal so weitergeht...

Bevor aber dieser wunderschöne Tag begann, gab es noch etwas nächtliche Aufregung, welche den zweiten Titel begründet. Man geht also hundemüde am Vorabend zu Bett, weil ja kein Tag hier ohne kleine Party enden kann. Irgendwann in den frühen Morgenstunden ist man dann endlich so richtig am Schlafen, was aber nicht so lange anhalten darf. Gegen 3:45 in der Frühe wacht man dann auf, weil es so laut im Zimmer ist. Der erste Eindruck ist, dass man versehentlich in einer Fabrik schlafwandelt. Bei genauerem hinhören ist handelt es sich aber um die Feuermeldeanlage. Um sicher zu gehen, das man nicht träumt öffnet man unauffällig die Tür zum Flur, um dort viele verstörte und verschlafene Studenten zum Ausgang rennen (!) sieht. Naja, wird also doch ein Feueralarm sein und nicht ein Traum. Da es nachts in Wales nicht gerade warm ist und erst recht nicht trocken, schnell noch Hose und Pullover anziehen. Noch Socken, dann die Schuhe. Schlüssel mitnehmen und die MagLite in die Hand. Wenn's wirklich brennen sollte, dann wird's früher oder später dunkel in der Hütte...

Bude abschließen und in den nimmer enden wollenden Strom von Studenten einreihen und möglichst schnell raus aus dem Haus. Einmal um die Ecke und am Sammelplatz warten. Bei einem Blick in die Runde stellt man dann fest, dass man zu den wenigen gerüsteten Studenten gehört. Einige sind nur im kurzärmeligen Schlafanzug ohne Schuhe raus gerannt, andere haben wenigstens ihre Bettdecke mitgenommen. Die meisten vermissen aber ihr Bett und sind entsprechend ungehalten.

Nach 15 oder doch eher 20 Minuten kam dann auch die Feuerwehr mit Blaulicht um die Ecke gebogen. Die Security war vorher auch schon eingetroffen und hatte die Evakuierung ein bisschen beschleunigt. Die sind dann wieder rein ins Gebäude, um festzustellen, um was es überhaupt geht. Nach einiger Zeit erschien einer der Sicherheitsmänner wieder auf einer Feuertreppe und wollte wissen, wer in "Room 205 lives". Es meldete sich eine Studentin, die sofort eine etwas deutlichere Belehrung bekam. Nach weiteren 10 Minuten in der Kälte war dann alles abgesucht worden und der Feueralarm als Fehlalarm klassifiziert worden. Für uns bedeutete das, dass wir endlich wieder in's Warme durften, die Studentin allerdings durfte erstmal ihre Kreditkartendaten angeben, denn umsonst ist der Fehleinsatz natürlich nicht.

Danach aber wieder einschlafen ist gar nicht so einfach, zumal ich wieder früh aufstehen musste, da um 9 in the Morning eine der so super wichtigen Besprechungen zu "Health and Safety" stattfand. Anwesenheitspflicht. Was eigentlich jeder vernünftig denkende Mensch von Hause aus weiß, wurde hier in einer halbstündigen Sitzung noch mal erklärt.

Was sind Feuerlöscher, wie kann ich Feuer vermeiden, was ist ein Rauchmelder und weshalb hängen die auch in jedem noch so hinterletzten Winkel in den Häusern. Wo laufe ich hin, wenn der Alarm losgeht, das der normale Weg nicht unbedingt der kürzeste ist usw. etc. ppp. Und für so was früh aufstehen nach einer so aufregenden Nacht? Aber was tut man nicht alles, um die Schlinge um den Hals zu vermeiden. Die Briten eben...

Abends war ich dann in der Penrallt Baptist Church zum Alpha-Course. Nur technische Bildung ist eben zu wenig. Zu Beginn gab's ein gemeinsames Abendessen, anschließend den DVD-Beitrag und danach wurde in Kleingruppen noch mal über das eben gesehene diskutiert.
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