Tag 24: Dunkle Nächte, blaue Lichter II - oder: Normales Leben

Wales > Der Tag > Tag 24: Dunkle Nächte, blaue Lichter II - oder: Normales Leben
Montag, 16. Oktober 2006

Der Tag beginnt in aller Frühe, um nicht zu sagen mitten in der Nacht. Gegen 5 vor 2 am frühen morgen wurde ich unsanft geweckt. Wieder einmal ertönte der Feueralarm. Insgesamt schon zum 6. Mal während meiner Zeit hier. Ein ohrenbetäubender Lärm. Da werden selbst Schwerhörige wach. Ich auch. Nach 2 Sekunden habe ich realisiert, dass es sich um einen Feueralarm handelt. Schnell in die Klamotten gesprungen, nachts ist es kalt draußen und üblicherweise muss man 30 Minuten warten, bis Entwarnung gegeben wird.

Spätestens jetzt erschließt sich mir auch die Übung von zuhause. "Leg' deine Sachen immer griffbereit hin. Du weiß nie, wann du es brauchst." Fand ich doof, damals, heute aber sieht das natürlich ganz anders aus. Jahrzehnte lange Übung macht bekanntlich den Meister, und so hängen und liegen meine Sachen auch hier in einer sinnvollen Reihenfolge auf Bügeln und über der Stuhllehne.

Wie immer war ich 3 Minuten nach Alarmierung komplett angezogen unter vor der Tür. Ich war zwar nicht der erste, hatte dafür aber die meisten Sachen an. Barfuss im Pyjama ist nicht so meine Sache. Wer etwas wacher war hat sich zumindest noch eine Jacke mitgenommen. Wieder aber stehen die meisten Mitbewohner barfuss und erheblich zu sparsam bekleidet auf dem Parkplatz. Der Herdentrieb hat sie dorthin geführt, obwohl der offizielle Sammelplatz auf dem großen Grün hinter dem Haus (unter meinem Fenster) ist.

Während ich die richtige Position zum Warten aufsuche, kommen auch schon die Security-Leute auf 2 Reifen um die Kurve. Schnell noch das Auto abstellen und dann versuchen, einen Überblick über die Sachlage zu bekommen. Gar nicht so einfach im Dunklen. Diese Anzeichen sagen mir, das es sich diesmal nicht um eine kleine nächtliche Übung handelt. 10 Minuten später ist auch die Feuerwehr da. Wieder mit 2 großen LKW. Bei dem Geblitze und Geblinke fehlt nur noch etwas Musik für die Party. Weitere 10 Minuten später gehen endlich die schrillen Alarmmelder aus. "Endlich" denke ich und will das Gebäude wieder betreten. Dabei werde ich aber sofort von einem Security-Menschen abgefangen, der mir erklärt, dass die Evakuierung immer noch in Kraft ist und man nur die Sirenen ausgeschaltet hat, damit sich die Feuerwehrleute und die Security vernünftig unterhalten können. Die sind noch immer auf der Suche, haben aber den Auslöser schon eingegrenzt. Später erfahre ich durch zuhören, das wohl ein Fön (!) den Alarm ausgelöst hat. Stellt sich natürlich die Frage, wer sich nachts um 2 die Haare fönen muss. Da die Feuerwehr aber eh schon mal da war, hat man bei der weiteren Untersuchung wohl festgestellt, dass in diesen Zimmer nebenher auch noch geraucht wurde, weil man die gerauchten Kippen gefunden hat. Das gibt einen Satz heiße Ohren, aber nicht zu knapp. Wie kann man außerdem noch so dumm sein, die Beweismittel für seine verbotenen Taten mehr oder weniger offen liegen zulassen.

Am vernünftigen Schlaf war dann anschließend natürlich nicht mehr zu denken. So klingelte der Wecker dann auch ziemlich unverhofft morgens um 8. Ausgerechnet heute ist auch noch verhältnismäßig früh Vorlesung. Es hilft alles nichts. Raus aus den Federn und fertigmachen.

In der Vorlesung gab es wieder den üblichen Trickfilm an Folien. Diesmal waren es nur noch 31 Folien für knappe 45 Minuten. Wir nähern uns langsam einem normalen Maß an Folien. Danach gab es dann wieder die beste aller Vorlesungen. Java 3. Programmieren mit Spaßfaktor. Wenn alle Vorlesungen so wären, würde ich glatt doppelt so viele Kurse belegen.

Da war das offizielle Programm für den Tag. Jetzt noch schnell Emails abrufen. Auf dem Heimweg noch einkaufen und die Bücher kaufen, es führt kein Weg daran vorbei, soviel Geld ausgeben, damit ich noch 8 Wochen Vorlesung genießen darf.

Der restliche Tag ist wieder einfach erzählt. Im stillen Kämmerlein sitzen und nacharbeiten und lernen. Von alleine kommt's auch hier in Bangor nicht. Leider.

Die Erwartungen an die kommende Nacht sind jetzt noch schnell erklärt: Ruhe und keinen weiteren Alarm. Irgendwann muss ich mal schlafen, wenngleich das auf dem Bett nicht so einfach ist: Ich kann inzwischen genau sagen, wie viele Federkerne die Matratze hat...
Impressum & Copyright © 2000-2025, all rights reserved.