Tag 47: Ständige Routine - oder: Verkäufer zu meinen Füßen

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Mittwoch, 8. November 06

Der heutige Tag war wieder ein ganz normaler Mittwoch: Lange schlafen, anschließend am Nachmittag 2 Stunden Programmieren unter Aufsicht, dann noch mal schnell mit dem eigenen Laptop ins Internet, die neuesten Nachrichten aus "Good old Germany" lesen und dann auf dem Heimweg wieder ein paar überlebenswichtige Lebensmittel kaufen.

Und dabei kann so einiges passieren. Zwar nicht jeden Tag und auch nicht heute, aber so was hat sich zugetragen: Ich bin also wieder bei Morrisons, dem lokalen Lebensmittelhändler beim Einkaufen. Wie üblich wandert da beim Einkauf die eine oder andere Packung Aufschnitt, Brot und Brötchen und manchmal auch was gesundes wie Joghurt in den Einkaufskorb. Dann artig an der Kasse anstellen, denn die Briten lieben ja das Schlange-Stehen. Nach endlosen Stunden des Wartens ist man dann auch an der Reihe, die Artikel werden mit einer endlos langen Geduld ganz langsam über den Kassenscanner gezogen. Ich habe schon längst alles in den kostenlos bereitliegenden Tüten verstaut, da wir mir der Preis zugeflüstert. Schnell noch bezahlen, geduldig auf das handverlesene Wechselgeld gewartet und dann weitergehen. Während ich dem Ausgang entgegengehe, fällt es mir wieder ein.

Da hatte ich doch letztens eine Packung mit 30 Scheiben Salami gekauft, die interessanter Weise schon nach 2 Mahlzeiten leer war. Ich esse zwar viel, aber soviel nun doch nicht. Schnell einen Blick in die Tüte geworfen: Tatsächlich, ich habe wie gewöhnlich eine Packung Salami gekauft. Inhalt: 30 Scheiben. Nach einem kurzen Blick erkenne ich 12 Scheiben.

Maschinen Stopp und volle Kraft zurück. Gibt es doch direkt hinter den Kassen eine kleine Theke, wo man sich bei Unklarheiten vertrauensvoll hinwenden kann. Also unauffällig nachgefragt, was denn mit der Packung passiert sei. Ratloses Staunen beim Assistenten, dann eine erste Entschuldigung. Eine Durchsage, eine weitere Assistentin erscheint aus dem Nichts und schaut sich die Packung an. Noch eine Entschuldigung. Die Assistentin sprintet schnell mit meiner Packung Salami zur Kühltheke, um sich vor Ort zu überzeugen. Nach wenigen Minuten kommt sie mit 2 Packungen wieder zurück, Entschuldigt sich noch mal, ich bekomme ein Packung Salami für umsonst. Anschließend geht die Assistentin zu einem weitern Kollegen an einer Sonderkasse, wo mir der Preis für die erste Packung Salami (die mit den 30 beschriebenen 12 Scheiben) erstattet wird. Wieder eine Entschuldigung, man werde die falsch beschrifteten Packungen abverkaufen und dann das Angebot überarbeiten. Noch mal eine Entschuldigung für die Mühe und die Aufmerksamkeit, die ich mir gemacht habe. Wenige Minuten später verlasse ich den Laden mit 2 kostenlosen Packungen Salami.

Ich bin perplex. Da fragt man nur nach, ob da ein Druckfehler bei der Mengenangabe vorliegt und schon gibt's Geschenke und Entschuldigungen. Die Verkäufer liegen mir zu Füßen, der Store-Manager (so nennt man hier den Chef) bemüht sich (wenn auch nicht von Angesicht zu Angesicht) und alles wegen einem Druckfehler. So was wünscht man sich auch in Deutschland, wenn mal was Schiefgelaufen ist. Aber da gibt's nur böse Blicke und im Anschluss noch einen Satz Verwünschungen. Allein so ein bisschen Service hebt doch die Stimmung des Einkäufers, nein, meine Stimmung und manchmal wünsche ich mir schon, ich dürfte länger bleiben und die Freundlichkeit genießen.
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