Tag 64: Alte Stadt - oder: Widerspenstige Äpfel

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Samstag, 25. November 06

Heute war wieder Tag des Ausflugs. Unser heutiges Ziel war England, genauer die Stadt Chester in Cheshire, etwa eineinhalb Autostunden entfernt. In Deutschland wohl nur knapp eine Stunde, aber hier muss man etwas langsamer fahren und außerdem gibt's hier auch Kreisverkehre auf der Autobahn (hatte ich schon mal erwähnt, ist kein Witz).

In Chester kann man für 1,50 Pfund außerhalb der Stadt parken und wird dafür auch noch mit dem Bus in die Innenstadt gefahren. Das ist Service. Unser Bus war einer der schönen bekannten roten Doppeldeckerbusse; wir hatten glücklicherweise die Plätze direkt über dem Fahrer. So konnten wir schon auf dem Weg in die Stadt eine interessante Tour verbuchen.

Die Stadt selbst ist äußerst historisch, viele Fachwerkhäuser, die sehr interessant gebaut sind. Im Erdgeschoss ist jeweils ein Geschäft untergebracht, und weil das nicht ausreichend ist, gibt es im ersten Oberschoß eine Art "überdachten Bürgersteig", von wo aus man ein weiteres Geschäft erreichen konnte. Eine wirklich einmalige Konstruktion. Neben ein bisschen Stadtbummel und "Shoppen" - Ja, das kann ich auch - haben wir die mächtige Cathedral besucht. Wie immer muss man Eintritt bezahlen und der Eingang erinnert bisweilen mehr an ein Shopping-Center als an eine Kirche. Aber in der Regel ist es der Eintritt wert. So auch hier.

Die Kathedrale ist komplett erhalten und verhältnismäßig groß. Es gibt unendliche viele Seitenschiffe, die fast alle einen eigenen Altar haben. So was habe ich auch noch nicht gesehen. Während wir uns umgeschaut haben, hat sich gleichzeitig ein Orchester zur Probe aufgebaut. Am Abend sollte es ein Konzert geben und jetzt war die öffentliche Generalprobe. Also schnell hingesetzt und zugehört. Kling gut in der großen Kirche. Nach gut 3 Stunden Besichtigung, auch von dem angebauten Kloster, wollten wir dann im Repetorium eigentlich was zu Mittagessen. Das ehemalige Repetorium ist nun ein öffentliches Restaurant, aber die Schlange der wartenden Engländer war uns einfach zu lang.

Das Mittagessen haben wir dann auf dem "deutschen" Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus nachgeholt. Dieser "Markt" war aber nicht vielmehr als eine Ansammlung von "Fressständen" und "Glühweinbuden". Aber egal.

Der restliche Tag wurde dann wieder mit Bummeln in der Stadt und Bahnhofssuche verbracht. Als Eisenbahner kann ich nicht am Bahnhof vorbei, ohne ein paar Fotos zu machen. Das Gebäude selber war schön groß und repräsentativ, aber die Anlagen dahinter nicht mehr der Rede wert. Nach der Privatisierung der British Rail vor einigen Jahrzehnten hat man die vielen Gleise und Bahnsteighallen ganz schnell demontiert und so ist der Bahnhof heute nur noch ein 3-gleisiges Etwas.

Anschließend gings dann wieder zurück nach Bangor, wo wir am frühen Abend wohlbehalten angekommen sind.

Den restlichen Abend habe ich dem Uni-eigenen Tonstudio verbracht. Ich und Musik, geht das denn? Ja. Eine Freundin und Mitstudentin musste im Rahmen eines Assignments ein Musikstück schreiben und nachbearbeiten. Allerdings wollten die Computer nicht so wie sie sollten und deshalb habe ich mal nach dem Rechten gesehen. Nach hinreichender Inaugenscheinnahme stellte sich heraus, dass alle Computer "Apple"-Computer waren. Das Problem bei diesen - von Liebhabern ja hochgejubelten - Computern ist, dass sie nur eine Maustaste haben und an vielen Stellen komplizierter als die "normalen" IBM-kompatiblen Computer zu bedienen sind. Wie auch immer, nach 3 Stunden waren die "Äpfel" wenigstens in der Lage, das vorkomponierte Musikstück einzulesen und mittels Kopfhörer wiederzugeben. Ein Meisterleistung, die mir jetzt noch die Brust schwellen lässt. Gegen Mitternacht und reichlich erschöpft, aber stolz haben wir das Tonstudio schließlich verlassen.

Die Uhr zeigte schon fast Sonntag und ich war im Begriff des Begreifens zu Bette zugehen, als mich ein Telefonanruf schlagartig wieder Wachwerden lies...
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